Fachartikel · 11. September 2021

Small Talk mit Irmgard Hesse

Blick hinter die Kulissen: Zeichen & Wunder Gründerin Irmgard Hesse im New-Business-Interview über den wilden Agenturbetrieb, Hummelkulturen und kleine Kraftquellen für jeden Tag

Welches Medium findet am Morgen als erstes Ihre Aufmerksamkeit?
(Radio? Tageszeitung? Online/Mobile? Smartwatch? Smart Speaker? Sonstiges?)

Ich genieße es, die erste halbe Stunde des Tages ganz klassisch mit Papier zu verbringen, da der weitere Verlauf dann sehr digital geprägt ist. Also erst Tageszeitung, ab dann Bildschirm, abends wieder Papier.

 

Was war der tollste Pitch-Sieg Ihrer Karriere?

Als Münchnerin freue ich mich besonders, wenn wir unsere Stadt an einer weiteren Stelle prägen dürfen, da war der Zuschlag für München Tourismus ein Highlight oder der Auftrag für die München Klinik. Das sind nicht nur für mich persönlich Herzblut-Projekte, sondern sie sorgen auch für viel Identifikation und Begeisterung bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – und zwar ganz unabhängig von deren eigener Herkunft.

 

Und die schmerzhafteste Niederlage?
+ Ihr Learning daraus?

Das Verlieren gehört ja dazu, wenn man sich auf einen Pitch einlässt. Ich finde, das muss man dann sportlich nehmen. Viel schmerzhafter empfinde ich es, wenn sich ein langjähriger Kunde „verabschiedet“. Das passiert glücklicherweise eher selten. Manchmal hat das mit dem Wechsel der Ansprechpartner zu tun und ist nicht in jedem Fall zu verhindern. Das Learning: bestehende Kundenbeziehungen haben immer Vorfahrt vor Akquisition. Gerade treue Bestandskunden haben ein Recht auf immer neue Inspiration durch ihre Agentur!

 

Wie können Sie nach einer 60-Stunden-Woche am besten abschalten?

Für mich geht nichts über ein Freitagsabend-Essen an der großen Tafel mit meiner Familie und /oder mit Freunden. Das ist für mich der perfekte Auftakt ins Wochenende: erzählen, was man unter der Woche erlebt hat, essen, lachen, streiten, diskutieren. Meistens sind wir mehr Leute als geplant, ich liebe es!

 

Welche Aufgabe würden Sie gern an eine KI delegieren?
+ Und welche niemals?

Die Steuererklärung. Hier hätte ich gern meinen privaten KI-Butler, der diese Fleißarbeit still und geräuschlos erledigt.

 

Lunch-Date: Ihr Tipp für München?

Durch den, nun ja, sagen wir mal sanften aber beharrlichen Druck meiner (fast) erwachsenen Töchter sind wir in der Lockdown-Zeit alle zu veganen Spitzenköchen geworden. Ein Ort, der alle glücklich macht: The Spice Bazaar, mitten in München. Tolles Restaurant, phantastisches, exotisches Essen, intelligenter, netter Service. Hat allerdings nur abends auf ­– aber, hey, wir wollen doch wieder wie erwachsenen Menschen abends raus aus den eigenen vier Wänden und andere Menschen treffen! Und für ein wirklich interessantes Gespräch ist nach meiner Erfahrung die Mittagspause sowieso zu kurz…

 

Welches Event ist für die Firmenkultur wichtiger (und warum):
Montags-Stand-up oder das gemeinsame Freitags-Bier?

Weder noch: Montagmorgen und Freitagabend sind beide unter dem Kulturaspekt nicht ideal – das eine ist zu sehr Pflicht, das andere zu sehr Freizeit. Wir legen sehr viel Wert auf ein persönliches und respektvolles Miteinander: In den von Homeoffice geprägten Zeiten haben wir uns Mühe gegeben, neue Formate zu entwickeln, die auch digital funktionieren. Mein Lieblings-Event ist der „Salon“, bei dem wir einmal im Monat eine Expertin oder einen Spezialisten einladen, der uns allen einen Dosis Inspiration verpasst. Ich mag auch die kleinen, unkomplizierten Formate. Schön, dass man jetzt wieder zusammen Mittagessen oder sich auf einen Kaffee verabreden kann! Grundsätzlich gibt es beim Thema Unternehmens-Kultur kein „Zuviel“. Wir arbeiten weiter an der perfekten Mischung…

 

Auf welches Branchenevent freuen Sie sich (und warum)?
+ Und welches wird überschätzt?

Spannend finde ich Formate, wo man wirklich etwas Neues erfährt, am besten mit breiter Themenverteilung. Das sind in der Regel nicht die klassischen Branchenevents. Meine persönlichen Lieblinge sind TED-Talks und auch die Digital Life Conference (DLD) Anfang des Jahres. Hoffentlich diesmal wieder vor Ort mit der Möglichkeit, echte Live-Atmosphäre zu erleben.

 

Angenommen, Sie gönnen sich ein 12-monatiges Sabbatical.
Wie nutzen Sie die Zeit?

In der Erde wühlen: Ein Stück Ackerland erwerben und gezielt verwildern lassen, also von der Maismonokultur zu einem artenreichen Hummel-Paradies. Auf der Suche bin ich schon eine Weile…

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