6 Tipps: So erstellen Sie einen Produktkatalog

Print punktet - auch reine E-Commerce-Händler nutzen Produktkataloge und Prospekte, um die Kundschaft auf ihren Shop aufmerksam zu machen. Für sie stellt sich die Frage „Sind Printkataloge noch zeitgemäß?“ nicht. Sie nutzen das Medium Print, um Impulse zu geben und Traffic auf ihrer Seite zu generieren. Doch was macht einen guten Produktkatalog aus? Zwei Profis erklären, was Sie beachten müssen und geben wertvolle Tipps - von der Planung bis zur Gestaltung.

Insight | 19. Dezember 2022

1. Das richtige Format: Orientieren Sie sich an den DIN-Formaten

„Kataloge sind nicht das richtige Medium, um sich beim Format auszutoben“, sagt Esther Breiing-Czech, Senior Designerin der Agentur Zeichen & Wunder in München. Ihrer Meinung nach sind Standardformate am wirtschaftlichsten, gerade was Druck und Versand angeht. Hier sollte man ein weiteres Argument bedenken: „Papier sorgt für ein haptisches Erlebnis, ist aber auch eine wichtige Ressource. Deshalb sollte man verantwortungsvoll damit umgehen“, so die Designerin.

2. Die richtige Zielsetzung: Das macht einen Produktkatalog zu einem guten Werbemittel

Sven Bergert ist Mitinitiator des über viele Jahre verliehenen INKA-Awards für exzellente Print- und Online-Kataloge. Bei der Tanner AG in Lindau ist er verantwortlich für crossmediale Marketing- und Produktkommunikation von B2B-Unternehmen. „Der Katalog soll mit eindeutigen Botschaften die wichtigsten Fragen der Empfänger beantworten“, empfiehlt Bergert. Diese lauten:

  • Warum erhalte gerade ich diesen Katalog?
  • Was beinhaltet er?
  • Wobei hilft mir dieser Katalog?
  • Welche Mehrwerte bieten mir die Produkte?
  • Was sind meine nächsten Schritte, wenn ich mich für ein Produkt interessiere?
  • Last but not least: Wo und wie finde ich Informationen zu einem Produkt bzw. zu weiteren Produkten, die der Katalog nicht zeigt?

3. Der richtige Umfang: so viel wie nötig und so wenig wie möglich

„Hartnäckig hält sich in vielen Unternehmen die Überzeugung, dass ein Katalog ein gewisses Gewicht in Kilogramm benötige, um beim Empfänger für die gewünschte Aufmerksamkeit zu sorgen“, sagt Bergert. Ziel hinter solchen Überlegungen sei häufig, den Katalog zum dauerhaften Markenbotschafter und Nachschlagewerk im Haushalt oder am Arbeitsplatz zu machen.

Esther Breiing-Czech ergänzt: „Wenn man im Katalog nur 1:1 die Produkte von der Website sieht, fehlt der Mehrwert. Dann brauche ich keinen gedruckten Katalog mehr.“ Es geht also darum, zwei Punkte abzuwägen: Wieviel Platz braucht man, um den Empfänger:innen einen Überblick über die Produktauswahl zu verschaffen und Lust auf mehr zu machen? Gleichzeitig sollte man nicht das gesamte Warenangebot abbilden. Das würde den Rahmen sprengen.

4. Der richtige Inhalt eines Produktkatalogs: Zu viele Köche verderben den Brei

Bergert empfiehlt, einen guten Mix zu definieren. Neuheiten, Abverkauf, Zielgruppenspezifik, Reaktivierung liefern eindeutige Kriterien für die Produktauswahl. Doch meist wollen hier verschiedene Abteilungen mitreden – Produktmanagement, Vertrieb, Geschäftsführung. „Sie werden aus ihrer Sicht zurecht alles daransetzen, möglichst viele ihrer Produkte in jedem Katalog zu platzieren“, weiß Bergert. Sein Rat: „Verteidigen Sie Ihr Katalogziel und verhindern Sie eine Aufweichung des Konzeptes.“

5. Die praktische Umsetzung: inhouse oder mithilfe einer Agentur?

„Anbieter können Katalogprojekte ohne Agentur-Unterstützung stemmen“, sagt der Experte Bergert. Dafür gebe es zahlreiche Beispiele. Er empfiehlt die Beauftragung einer Agentur, falls der Wunsch besteht, neue konzeptionelle Impulse zu generieren oder wenn die internen Ressourcen fehlen.
Esther Breiing-Czech von Zeichen & Wunder meint: „Wenn ein Katalog regelmäßig erscheint und das eigene Team groß genug ist, kann er auch inhouse erstellt werden.“ Anders sieht es jedoch bei einer Neukonzeption aus: „Hier braucht es auf jeden Fall eine Agentur. Beim Refresh eines bestehenden Kataloges empfiehlt es sich, mit einer Agentur zusammenzuarbeiten und abzuklären, welchen Teil des Kataloges – zum Beispiel den Produktteil – man inhouse selbst stemmen könnte“, so die Design-Expertin.

6. Die Gestaltung von Printkatalogen: vom Cover bis zum Serviceteil Titel- und Rückseite

Die Vorder- und die Rückseite sind wie Werbeflächen und sollten entsprechend gestaltet werden. „Inhaltlich braucht es einen klaren Titel: Der Leser muss schnell erfassen, worum es geht“, sagt Breiing-Czech. „Ein aufmerksamkeitsstarkes Foto funktioniert natürlich meistens. Ein Mensch mit direktem Blick in die Kamera weckt Emotionen. Alternativ kann es aber auch ein typografisches Cover sein, eine puristische Farbfläche mit einer Veredelung wie Lack oder eine Illustration“, sagt Breiing-Czech. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Einstiegsseiten

Neben dem Vorwort und dem Inhaltsverzeichnis sind die meisten Printkataloge mit einem Magazin- beziehungsweise einem Editorial-Teil ausgestattet. „Hier präsentiert sich die Marke. Man kann auch Trends darstellen, die Firmenphilosophie transportieren oder mit einem Mitarbeiter-Interview eine persönliche Geschichte erzählen“, erklärt Breiing-Czech. Dieser Magazin-Teil sollte großzügig gestaltet sein und mit tollen Bildern inspirieren.

„Um die Bildsprache im Sinne des Corporate Designs einzuhalten, wäre es optimal, wenn ein professioneller Fotograf die Fotos macht. Unternehmen haben dann einen Fundus, aus dem sie auch für andere Aktionen, zum Beispiel für die Website oder Social Media, schöpfen können“, so die Senior Designerin. Denn: Verwendet man Stockbilder, besteht die Gefahr, dass sie auch im Katalog der Mitbewerber auftauchen.

Produktteil

Um den Produktteil spannend zu machen, können kleine Geschichten zum Produkt erzählt oder technische Details dazwischengesetzt werden. „Achten Sie immer auf Verweise zum Online-Auftritt oder spezielle Online-Angebote“, rät Esther Breiing-Czech. Ein einheitliches Icon neben den Hinweisen kann als Eyecatcher und der Orientierung dienen, so die Expertin.

Sorgen Sie insgesamt für eine klare Struktur. Achten Sie auf Rubrikentitel. Sie helfen Leser:innen, sich zurechtzufinden und auf einen Blick zu erfassen, in welcher Produktkategorie sie sich befinden. „Gestalten Sie Zwischentrenner mit einem vollflächigen Bildmotiv. So wird zusätzlich klar, wenn man in die nächste Kollektion springt“, sagt die Zeichen-&-Wunder-Designerin.

Was macht einen guten Produktkatalog aus?

  • Ein guter Produktkatalog liefert Inspiration, weckt die Kauffreude und stärkt das Image. Empfänger:innen finden darin alle notwendigen Infos zum dargestellten Angebot.
  • Die Produktauswahl folgt einem definierten Ziel.
  • Printkataloge bilden nicht das gesamte Sortiment ab, sondern setzen Highlights.
  • Eine klare Leserführung sorgt für eine optimale Orientierung.
  • Grafik, Fotos und Texte wirken professionell.

„Hier präsentiert sich die Marke. Man kann auch Trends darstellen, die Firmenphilosophie transportieren oder mit einem Mitarbeiter-Interview eine persönliche Geschichte erzählen.“

Esther Breiing-Czech, Senior Designerin, Zeichen & Wunder